Der ökologische Fußabdruck unserer Ernährung: Tierische Produkte im Vergleich

Jeden Tag treffen wir Entscheidungen – Psychologen schätzen sogar bis zu 35.000 pro Tag [1]. Und viele dieser Entscheidungen haben Einfluss auf unseren ökologischen Fußabdruck: Wie wir leben, reisen und auch besonders: Was wir essen…

Der eigene ökologische Fußabdruck ist maßgeblich von der Ernährung geprägt.
Photo by Evie S. on Unsplash

Die Produktion und der Transport von Nahrungsmitteln erzeugt ganz unterschiedlich viel Treibhausgas, welches wiederum die Erderwärmung und damit den Klimawandel antreibt. Aber auch der Wasser- und Landbedarf unserer Ernährung ist relevant: Wasser wird zukünftig immer wertvoller und stellt schon jetzt in gewissen Regionen eine stark begrenzte Ressource dar. Und bei der wachsenden Erdbevölkerung ist der Landverbrauch zur Erzeugung eines Nahrungsmittels ein wichtiges Maß zur Einschätzung der Effektivität dieses Nahrungsmittels, um die vielen hungrigen Menschen zu ernähren.

Will man sich also für eine ökologisch sinnvolle Ernährung entscheiden, muss man all diese Faktoren in Betracht ziehen. Das macht es aber ziemlich schnell unübersichtlich und kompliziert! Daher versuche ich jetzt, das Thema am Beispiel tierischer Lebensmittel wie Fleisch, Eier und Milch zu demonstrieren. Zum Vergleich zeige ich auch die Werte für Weizen, da pflanzliche Lebensmittel eine ganz andere Dimension darstellen. Im Fokus soll aber in diesem Artikel der Vergleich der tierischen Lebensmittel untereinander stehen.

Treibhausgas-Emission

Die Produktion von Fleisch trägt erheblich zur Treibhausgas-Emission bei.
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Betrachten wir zunächst die Treibhausgasemission der Produktion tierischer Lebensmittel. Die Daten hierfür sind zwar überaus schwierig zu ermitteln, da die Gase flüchtig sind und die Emission je nach Region, Haltungsform und Tiernahrung stark variiert [2]. Trotzdem gibt es viele Abschätzungen, die eine deutliche Sprache sprechen. Denn mit den generellen Trends sind sich die Forscher einig, und die sind unabhängig von den genauen Zahlen sehr deutlich (Daten aus [2,3]):

Die angegebenen Zahlen sind die Summe aller Treibhausgase, die pro Kilogramm des erzeugten Produktes frei werden, in kg CO2-Äquivalent. Das ist eine Maßzahl zur Bestimmung des relativen Beitrags zum Treibhauseffekt, die das Vergleichen über verschiedene Treibhausgase mit unterschiedlicher Wirksamkeit auf die Atmosphäre ermöglicht. Die Erzeugung von Rindfleisch ist also mit großem Abstand am schädlichsten für das Klima, da hierbei im Vergleich zu Schweinefleisch das 6-fache, zu Geflügel sogar das 14-fache an Treibhausgasen pro Kilo des Fleisches freigesetzt wird. Im Vergleich dazu ist die Emission von Treibhausgasen bei der Produktion von Weizen nahezu vernachlässigbar.

Wasserverbrauch

Auch der Wasserverbrauch zur Produktion tierischer Lebensmittel ist hoch.
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Schauen wir uns jetzt den Wasserverbrauch an. Hier benutzt man das Konzept Virtuellen Wassers, um den Wasserverbrauch der Produktion der Lebensmittel vergleichbar zu machen. Virtuelles Wasser in Liter pro Kilogramm des erzeugten Lebensmittels setzt sich aus dem durch die Tiere und ihre Nahrung konsumiertem Wasser und allem anderen Wasserverbrauch während ihrer Lebenszeit zusammen. Studien zeigen, dass unglaubliche 15500 Liter Wasser pro erzeugtem Kilogramm Rindfleisch benötigt werden [4]! Im Vergleich dazu sieht es für Schweine und Geflügel auch nicht mehr so viel besser aus. Diese Zahlen wirken unfassbar groß, machen aber Sinn: Nur etwa 1 % des hohen Wasserverbrauch der Rinder wird dabei direkt von diesen getrunken [4], der Großteil des hohen Bedarfs entsteht bei der Produktion der Tiernahrung.

Um diese Zahlen allerdings einordnen, sollte man sie sich im Vergleich zum Energiegehalt der Nahrungsmittel ansehen. Denn verschiedene Nahrungsmittel haben unterschiedlichen Energiegehalt und schlussendlich muss jeder Mensch einen gewissen Energiebedarf mit Lebensmitteln decken, um zu überleben. Wollen wir also herausfinden, welche Ernährung ökologisch sinnvoll ist, sollten wir auf den Wasserverbrauches in Liter pro 1000 Kilokalorien Nährwert des erzeugten Produktes schauen (Daten aus [4]):

Hier zeigt sich ein deutlicher Mehrbedarf an Wasser bei der Produktion von Rindfleisch im Vergleich zu Schweinefleisch, Geflügel, Milch und Eiern, welche wiederum alle eher vergleichbar sind.

Landbedarf

Auch der Landbedarf ist relevant, wenn es um die Produktion tierischer Lebensmittel geht. Schon heute werden global etwa 11 % der Oberfläche unserer Erde landwirtschaftlich genutzt [5]. Bei unserer rasant wachsenden Weltbevölkerung wird es umso wichtiger, dieses Land effizient zu nutzen, damit neben dem Landbedarf dieser Menschen und ihrer Ernährung auch noch natürliche Lebensräume erhalten bleiben können! Auch im Landbedarf der Produktion tierischer Lebensmittel zeigen sich deutliche Unterschiede (Daten aus [6]):

Hier wird der Landbedarf verschiedener tierischer Produkte pro Jahr und pro 1000 Kilokalorien gezeigt, um wieder auf den Energiegehalt zu normieren. Hier zeigt sich der wohl drastischste Unterschied, wenn man Rindfleisch mit den anderen Produkten vergleicht.

Zusammengefasst: Was nun?

Ernährung ist ein schwieriges Thema. Hier kochen die Emotionen hoch und jeder sorgt sich, dass ihm militante Veganer ihre Vorstellungen aufdrängen wollen. Ich möchte nichts dergleichen, denn ich esse selber gerne tierische Produkte und auch Fleisch. Aber ich versuche hier aufzuzeigen, was die Unterschiede und Einflüsse unserer Ernährung auf unseren ökologischen Fußabdruck sind. Denn wenn das Bewusstsein dafür fehlt, kann sich nichts ändern.

Der Vergleich der gezeigten tierischen Produkte hinsichtlich Treibhausgasemission, Wasser- und Landbedarf in ihrer Produktion zeigt deutliche Unterschiede. Rindfleisch ist in allen Aspekten am klimaschädlichsten. Aber zwischen anderen Fleischsorten, Eiern und Milch liegen häufig auch keine Welten. Wollen wir also mit unserer Ernährung einen geringeren Beitrag zum Klimawandel erzeugen, sollten wir tierische Lebensmittel bewusst und limitiert einsetzen, und das gilt gerade für Rindfleisch im besonderen Maße. Das dies auch besser für die Gesundheit und den Geldbeutel ist, sollten zusätzliche Anreize sein!

Solange wir die tierische Produkte bewusst einsetzen, kann sie jeder konsumieren. Wichtig ist nur, es in Maßen zu tun und Verschwendung in jedem Fall zu vermeiden. Das Bewusstsein hierfür ist der erste Schritt zur Besserung, denn die inflationäre Verwendung von Fleisch in den letzten Jahrzehnten hat nicht nur wesentlich zum Klimawandel beigetragen, sondern uns auch die Massentierhaltung bescherrt!

References
[1] Sahakian, B. J. & Labuzetta, J. N. (2013). Bad moves: how decision making goes wrong, and the ethics of smart drugs. London: Oxford University Press
[2] https://doi.org/10.1016/j.anifeedsci.2011.04.058
[3] https://doi.org/10.1071/CP11191
[4] https://pdfs.semanticscholar.org/b7bd/ac7e17929013b428930f5b1f983cc36f3f84.pdf
[5] http://www.fao.org/3/Y4252E/y4252e06.htm
[6] https://www.pnas.org/content/pnas/111/33/11996.full.pdf



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