Abfallvermeidung ist und bleibt Kernthema in den Medien, und das sicherlich auch zurecht. Endlich findet das Thema die Medienpräsenz, die es benötigt, damit sich etwas ändert. Erste Vorstöße wie das neue Plastiktütenverbot der Umweltministerin [1] resultieren schon daraus, treffen aber leider kaum den Kern der Sache: Diese mehrfach nutzbaren Plastiktüten machen (im Vergleich zu Verpackungen, Einwegtüten für Obst und Gemüse oder Plastikflaschen) nur einen geringen Teil des jährlich in Deutschland verbrauchten Kunststoffs aus, nämlich gerade einmal 0,71% [2]. Das sind in Deutschland pro Kopf etwa 71 Tüten im Jahr.

Trotzdem ist jeder Vorstoß zur Abfallvermeidung ja erstmal etwas Gutes, gerade wenn man bedenkt, wie wenig effektiv unser Recycling momentan ist. Da ist natürlich jeder noch so kleine Schritt ein Schritt in die richtige Richtung. Aber ich würde mir wünschen, dass man die größeren Hebel betätigt, und einer davon ist sicherlich der Plastikmüll, der aus Getränkeverpackungen resultiert.
Einweg-Plastikflaschen aus PET tragen erheblich zu unserem Verpackungsmüll bei: Hier landen pro Kopf fast 200 Stück im Jahr [3]! So entstehen im Jahr etwa 470.000 Tonnen Müll durch Einwegplastik [3], was bei einem statistischen Durchschnitt von 38.5 kg Verpackungsmüll pro Kopf [4] also satte 14,7 % unseres Verpackungsmülls ausmacht!
Problematisch daran ist natürlich der entstehende Müll an sich, denn obwohl der sich bei PET-Flaschen (anders als beim Großteil des restlichen Verpackungsmülls) noch relativ gut recyclen lässt, wird nur gerade mal etwa 26 % davon [5] wieder zur Herstellung als Rezyklat eingesetzt.

Aber auch die Umweltbilanz einer Einweg-Plastikflasche schlägt deutlich zu Buche: Sowohl bei Mineralwasser als auch bei Bier kommt PET-Einweg gravierend schlechter weg. Die PET-Mehrwegflasche ist eine von der Umweltbilanz gesehen her gute Alternative, da sie in der Gesamtbilanz auch recht gut (besser noch als Glas!) darsteht. Viele Kunden bevorzugen das geringere Gewicht im Vergleich zu Glas. Gesundheitliche Bedenken aufgrund von Weichmachern sprechen aber mehr für Glas.
Trotz der deutlichen Sprache dieser Werte und der daraus resultierenden gravierenden Auswirkungen von PET-Einweg auf die Umwelt setzen Discounter und große Firmen wie CocaCola weiter darauf. Die Begründung dafür sind rein wirtschaftliche Interessen [5]: Der hohe Aufwand und Platzbedarf eines Mehrwegsystems macht es wenig attraktiv. Und hier wäre der Hebel, den die Politik angreifen muss! Und jeder Einzelne von uns kann mit seinem Kaufverhalten dazu beitragen, es auch wirtschaftlich attraktiv zu machen, wenn wir PET-Einweg weniger einkaufen.
Gerade für Mineralwasser gibt es übrigens auch eine noch bessere Alternative: Leitungswasser! Dieses ist überall in Deutschland verfügbar ganz ohne Transport, ist mit großem Abstand am umweltfreundlichsten und sogar am günstigsten [6]! Es wird auch stärker kontrolliert als jedes Flaschenwasser. Und wenn ihr es lieber sprudelig mögt, gibt es Wassersprudler. Damit spart man sich auch das Schleppen!
References:
[1] https://www.welt.de/wirtschaft/article199785576/Gesetzentwurf-Umweltministerium-will-Plastiktueten-ab-2020-ganz-verbannen.html
[2] https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/479/publikationen/4453.pdf
[3] https://www.duh.de/mehrweg-klimaschutz0/einweg-plastikflaschen/
[4] https://de.statista.com/themen/4645/plastikmuell/
[5] https://www.br.de/radio/bayern1/inhalt/experten-tipps/umweltkommissar/flaschen-glas-einweg-mehrweg-pet-umwelt-100.html
[6] https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/essen-trinken/trinkwasser#textpart-2