Warum Australien brennt – Der Klimawandel ist spürbar!

Update vom 5. Januar: Da sich die Krise noch immer weiter verschärft, bleibt dieser Post jetzt oben im Blog. Mittlerweile ist schon die zweifache Fläche Belgiens den Flammen zum Opfer gefallen; 23 Menschen sind seit Beginn der Brände im September gestorben; über 1500 Häuser sind verbrannt; 480 Millionen Tiere sind allein in New South Wales umgekommen [12]. Wenn auch du helfen möchtest, findest du hier Informationen dazu, wie du spenden kannst! Du kannst dort zwischen den Feuerwehren, Tierhilfsorganisationen und Hilfsorganisationen für die Betroffenen (wie dem Australischen Roten Kreuz) wählen. Gerade die Feuerwehren benötigen gerade dringend Unterstützung!

In den Medien sind zur Zeit immer wieder diese beängstigenden Bilder der verheerenden Feuer zu sehen, die auch aus einem amerikanischen Endzeitthriller stammen könnten. Da ich einige Zeit in Australien gelebt habe, berührt mich das besonders, da ich hier ein Stück Heimat brennen sehe. Dort herrschen seit Oktober Waldbrände von gigantischen Ausmaßen, die teilweise noch immer völlig unkontrolliert sind und schon 8 Menschen ihr Leben gekostet haben [1] – ganz zu schweigen von all den (wilden) Tieren und der zerstörten Natur. Doch für uns ist das schwer einzuordnen – was passiert da eigentlich? Sind Waldbrände in Australien nicht normal? Was hat das mit dem Klimawandel zu tun?

Buschfeuer in Australien als eindeutiges Zeichen des Klimawandels
Photo by Cristofer Jeschke on Unsplash

“Normalität” von Waldbränden in Australien

Australien liegt innerhalb von sehr heißen und trockenen Klimazonen – daher sind Buschfeuer hier an sich nichts untypisches. Innerhalb der Sommermonate, die aufgrund der Lage auf der Südhalbkugel im November bis Januar sind, kommt es dort immer wieder zu Buschfeuern – teils natürlich unabsichtlich durch Unfälle, aber teilweise auch absichtlich. In der Kultur der Aboriginies wurde und wird noch heute Feuer z.B. für die Jagd genutzt [2].

Prinzipiell sind Buschfeuer daher nichts unnormales und sind sogar fester Teil des Ökosystems in Australien, da sich einige Pflanzen zum Beispiel nur durch die Buschfeuer vermehren: Einige Eukalyptusarten sprengen ihre Samenkapseln erst unter großer Hitze auf, sodass die Buschfeuer also essentiell für ihre Vermehrung und den Fortbestand der Art sind. Durch ihre stark brennbaren ätherischen Öle fördern Eukalyptusarten daher auch die Gefahr und Intensität von Waldbränden [3]. Die Bäume selber überstehen die Brände teilweise auch sehr gut und erholen sich – trotz sichtbar schwarzer Rinde – sodass der Busch Monate später sogar merklich erblüht durch den Nachwuchs an Wildwuchs (wie zum Beispiel 2002 nach großen Bränden im Nationalpark Blue Mountains bei Sydney [4], oder wie im Bild zu sehen in einem kleinen Buschwald in Tasmanien, den ich 2015 besucht habe).

Der Busch erblüht Monate nach dem Buschfeuer wieder
Monate nach einem Buschfeuer, welches die Rinden der Bäume verkohrt hat, blüht dieser tasmanische Buschwald wieder grün auf, da das Ökosystem auf die häufigen Buschfeuer angepasst ist.

Was macht die heutige Situation unnormal?

Was seit Monaten in Australien passiert, ist weit weg von den normalen Ausmaß der Buschfeuer, wie sie sonst in Australien üblich ist. Während einzelne Buschfeuer normal sind, zeichnet sich die derzeitige Situation durch die Größe und Anzahl an Buschfeuern aus: In New South Wales zum Beispiel gibt es ein besonders großes Feuer in einem Nationalpark, bei dem eine Fläche von 150.000 Hektar in Flammen steht [5], das ist mehr als das halbe Saarland. Umso erschreckender noch: Insgesamt sind nur in diesem Bundesstaat allein in dieser Saison schon 2.7 Millionen Hektar den Feuern zum Opfer gefallen [6], das ist das 10,5 fache der Fläche des Saarlandes! Nicht umsonst haben daher nun die Behörden auch schon zum zweiten Mal seit November für Teile Australiens den Notstand ausgerufen. Über 700 Häuser sind abgebrannt [6] und die Situation ist noch immer nicht ansatzweise unter Kontrolle.

Wie es dazu kommen konnte: Der Klimawandel

Australien leidet in den letzten drei Jahren unter einer extremen Dürre [1,7]. Dadurch und durch die zur Zeit herrschende Hitzewelle konnten sich die “normalen” Buschfeuer ausbreiten. Auch sind sie natürlich schwerer unter Kontrolle zu bekommen, da die Trockenheit und Hitze auch die Löscharbeiten erschweren. So konnte sich die Situation immer weiter verschärfen. Die Ursachen der einzelnen Feuer sind gar nicht so relevant, da diese ja normal sind für Australien, aber die Klimabedingungen haben die Situation so eskalieren lassen.

Die Jahres-Durchschnittstemperatur ist in Australien um 1°C angestiegen seit 1910.
Daten und Bild vom Australischen Bureau of Metrology, [8].

Die durchschnittliche Temperatur hat sich in Australien innerhalb der letzten 90 Jahre um 1° C erhöht [8], insbesondere im Laufe der letzten Jahrzente seit den 50ern. Im gleichen Zeitraum hat sich auch die Anzahl und Heftigkeit der Buschfeuer deutlich erhöht mit immer größerer Zerstörung und mehr Toten [6]. Und allein innerhalb der letzten Woche wurde schon zwei Mal der Rekord für die höchste Temperatur, die je gemessen wurde, gebrochen [6].

Diese Trends betreffen aber natürlich nicht nur Australien, sondern sind weltweit messbar. Australien ist nur deswegen ein gutes Beispiel, weil hier die Auswirkungen nun sehr deutlich werden aufgrund der Heftigkeit der Buschfeuer. Schaut man sich den Temperaturverlauf weltweit (und von 1850 beginnend) an, zeigt sich das Bild sogar noch deutlicher:

Die Jahres-Durchschnittstemperatur ist auch weltweit deutlich angestiegen innerhalb der letzten 150 Jahre.
Daten und Bild vom Australischen Bureau of Metrology, [9].

Der Klimawandel ist also nicht von der Hand zu weisen und er wird sich, wenn wir nichts tun, auch in immer mehr Regionen deutlich zeigen. Selbst in Deutschland sehen wir aufgrund der vergangenen, trockenen Sommer in den letzten Jahren Waldbrände, wie wir sie eigentlich gar nicht kennen: Im Sommer 2019 in Brandenburg beim Waldbrand von Lübtheen oder 2018 beim Moorbrand im Emsland.

Brände sind nur eine Konsequenz des Klimawandels, aber eine, die ihn besonders heftig zeigen. Die Auswirkungen der Brände für die betroffenen Regionen sind für Menschen, Tiere und Umwelt immer wieder erschreckend und leider treiben die Feuer den Klimawandel nur weiter an. Daher sollten sie uns mehr als nur ein Warnschuss sein: Es wird allerhöchste Zeit, etwas gegen den Klimawandel zu tun. Politisch muss viel passieren, um das 2° C Ziel (als maximale, von Menschen verursachte Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur) einzuhalten, welches im Pariser Klimaschutzabkommen vereinbart wurde – und ob das ausreicht, ist stark umstritten [10,11].

Aber auch jeder einzelne von uns kann helfen, indem er seine Handlungen hinterfragt, sich seinen ökologischen Fussabdruck bewusst macht und versucht, diesen zu reduzieren. So kann jeder zum Beispiel durch seine Ernährung, seine Art zu reisen und seinen Lebenswandel klimafreundlichere Entscheidungen treffen, die den Einfluss des Klimawandels reduzieren können. Der Klimawandel ist ein globales Problem und nur zusammen können wir dieses lösen, wenn jeder hilft!

References
[1] https://www.tagesschau.de/ausland/australien-feuer-105.html
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Buschfeuer_in_Australien
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Eukalypten#Waldbrandgefahr
[4] https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/australien-eukalyptus-vollbringt-gruenes-wunder-a-195154.html
[5] https://www.deutschlandfunk.de/waldbraende-in-australien-behoerden-haetten-sich-anders.676.de.html?dram:article_id=463807
[6] https://www.bbc.com/news/world-australia-50585968
[7] https://www.zdf.de/nachrichten/heute/buschfeuer-duerre-australier-reden-klimawandel-klein-100.html
[8] http://www.bom.gov.au/tmp/cc/tmean.aus.0112.38269.png
[9] http://www.bom.gov.au/tmp/cc/global_t.global.0112.23092.png
[10] https://de.wikipedia.org/wiki/Sonderbericht_1,5_%C2%B0C_globale_Erw%C3%A4rmung
[11] https://www.mpimet.mpg.de/kommunikation/aktuelles/im-fokus/15-grad-ziel/


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