Um dem Klimawandel entgegen zu wirken, müssen wir alle unser Verhalten hinterfragen und manchmal auch ändern. Doch wo soll man nur anfangen? Zum eigenen ökologischen Fußabdruck trägt das ganze Verhalten bei; manches mehr, maches weniger. Gerade der Alltag hat hier Relevanz, denn hier kann man jeden Tag etwas Gutes für das Klima machen.
Aber besonders die selteneren Tätigkeiten wie das Reisen sind ein wesentlicher Aspekt, da man mit einer Flugreise einen überproportioanl großen Anteil an klimaschädlichem Treibhausgas freisetzt. So kann man seinen ökologischen Fußabdruck des ganzen Jahres in nur wenigen Stunden vervielfachen. Daher sollten wir uns hier genau Gedanken machen: Muss das wirklich sein?
Schwierig ist es für Menschen, die von der Arbeit viel reisen – dazu gehöre auch ich. Hier die Balance zum eigenen Klimagewissen zu schaffen stellt eine besondere Herausforderung dar – Muss der Kurzstreckenflug wirklich sein, nur um ein paar Stunden schneller zu sein? Das möchte ich heute in Frage stellen.
Welchen Einfluss haben Kurzstreckenflüge aufs Klima?
Allein in Deutschland tragen Flugreisen schätzungsweise zu etwa 10% der schädlichen Einflüsse von Treibhausgasen bei [1]. Das summiert sich nicht nur durch den CO2-Ausstoß, sondern auch durch Ozonbildung, NOx-Emission, Rußpartikelbildung und die Kondensstreifen [2].

Der eigene ökologische Fußabdruck wird von Flugreisen daher maßgeblich geprägt – sei es der seltene Langstreckenflug in den Urlaub nach Thailand, oder aber die häufigeren (innerdeutschen oder europäischen) Dienstreisen via Kurzstreckenflug. Mobilität trägt neben der Ernährung und Wohnsituation als drittgrößter Anteil zu unserem ökologischen Fußabdruck bei!
Im Tourismus leistet die Reise mit dem Flugzeug mit Abstand den größte Beitrag zur Emission klimaschädlicher Gase. Schaut man sich den ökologischen Fußabdruck einer 14-tägigen Reise von Deutschland nach Mallorca in einem 4-Sterne-Hotel an [3], zeigt sich das deutlich:
Die Auswirkunden von An- und Abreise überwiegen hier maßgeblich! Trotzdem möchten wir ungern auf unseren Urlaub am Meer verzichten. Umso wichtiger ist es daher, alle weiteren (und vielleicht nicht vermeidbaren) Reisen umso klimafreundlicher zu gestalten. Das gilt besonders für Dienstreisen, von denen manche ja sehr viele im Jahr machen.
Klimafreundliche Alternativen auch für Dienstreisen
Gerade die dienstlichen Kurzstreckenflüge sind oft gar nicht sinnvoll: Bei vielen innerdeutschen Flügen wie zum Beispiel auf der Strecke Hamburg – Düsseldorf ist die Bahnfahrt ähnlich lang wie die gesamte Reisezeit, die man mit Warten, Sicherheitscheck und Flug aufbringt. Trotzdem ist es in vielen Unternehmen an der Tagesordnung, für diese Strecken eher den Flug zu buchen, als umweltfreundlichere Alternativen wie die Bahn zu evaluieren.

Dabei steht man am Flughafen ständig in der Schlange, bekommt keinen Sitzplatz oder darf während Start und Landung nicht den Laptop öffnen. So kann man in dieser Zeit also meistens gar nicht arbeiten.
In der Bahn lässt sich die Zeit deutlich besser nutzen: Gerade auf Dienstreisen zum Beispiel für Emails, Telefonate und Meetingvor- wie auch Nachbereitung. Auch privat nutze ich so lieber die Bahn als das Auto, um mehr Zeit für mich zu haben. Mittlerweile haben die Fernverkehrszüge alle kostenloses WLAN und sogar ein Entertainmentprogramm.
Auch lässt sich der lange Messetag auf dem Rückweg im Bordrestaurant mit den Kollegen netter ausklingen als bei der Hetzerei am Flughafen. Aus Aspekten des Klimaschutzes ist die Bahnfahrt natürlich die effizientere Alternative: So lassen sich im Vergleich zum Kurzstreckenflug bis zu 90% der CO2-Emissionen vermeiden [4]. Aufgrund der hohen Auslastung sind übrigens Fernbusse noch klimafreundlicher [4], auch wenn sie häufig mit Diesel fahren.
Ich reise beruflich auch viel – und habe anfangs nicht hinterfragt, als mir ein Flug für eine Dienstreise auf genau dieser Strecke gebucht wurde. Je mehr ich mich begann mit dem Klimawandel auseinanderzusetzen, umso absurder erscheint es mir, dass es für diese Strecken überhaupt Flugangebote gibt!

#Unter1000 mach ich’s nicht: Eine Aktion zum Umdenken – für alle!
Die Scientists4Future haben daher eine tolle Aktion ins Leben gerufen: #Unter1000 mach ich’s nicht war zunächst nur eine Selbstverpflichtung für Wissenschaftler an Universitäten und Forschungseinrichtungen, für Reisestrecken unter 1000 km (oder 12 Stunden Reisezeit) nicht das Flugzeug zu nehmen.
Ziel war es dabei nicht nur, durch jede einzelne Fahrt, die nun auf die Bahn ausweicht, das Klima zu schonen. Viel mehr noch geht es darum, mit gutem Vorbild voranzugehen: Gerade als eine Gruppe in der Gesellschaft, die die Folgen des Klimawandels besser als die meisten anderen schon jetzt einschätzen kann, setzen die Scientists hier ein Beispiel. Jeder Mitarbeiter einer wissenschaftlichen Einrichtung kann hier noch weiter unterschreiben und damit sich öffentlich verpflichten, seinen Teil zum Klimaschutz beizutragen.

Mittlerweile wurde die Aktion nun auch auf Privatpersonen und Unternehmen erweitert, die sich genauso selbst verpflichten können, umweltfreundlich zu reisen: Unter https://www.unter1000.de/ kann jeder mitmachen und unter dem Hashtag #unter1000 posten, wie es läuft. So sollen möglichst viele Mitstreiter gefunden werden, die ihr Reiseverhalten klimafreundlicher gestalten wollen. Gerade Unternehmen haben hier den Vorteil, Multiplikatoren zu sein: Durch eine entsprechende Anpassung der Reiserichtlinie können sie einen wesentlichen Beitrag gegen den Klimawandel leisten.
Ich für meinen Teil plane jetzt meine Dienstreisen wann immer es geht selber mit der Bahn und geniesse die konzentrierte Arbeitsatmosphäre an meinem Laptop im Großraumwagen. Auch privat versuche ich jetzt viel mehr mit der Bahn zu reisen und schreibe daher auch diesen Post gerade im ICE auf dem Rückweg von einem privaten Wochenendausflug. Zwar ist das Internet im Zug mittlerweile umsonst, aber noch immer nicht wirklich flächendeckend in Deutschland. Aber damit kann man sich arrangieren; Umweltschutz ist ja leider nicht immer gemütlich.
Was haltet ihr von dieser Aktion? Wenn sie euch gefällt, teilt sie auf allen Kanälen – umso mehr mitmachen, umso mehr können wir alle zusammen erreichen! Postet von eurer Fahrt mit dem Hashtag #unter1000!
References:
[1] https://unter1000.scientists4future.org/faq-about-short-haul-flights/
[2] https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/377/dokumente/klimawirksamkeit_des_flugverkehrs.pdf
[3] https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Der_touristische_Klima-Fussabdruck.pdf
[4] https://www.co2online.de/klima-schuetzen/mobilitaet/bahn-oder-flugzeug-der-vergleich