Verlangsamt die Coronakrise den Klimawandel?

Zu Anfang des Lockdowns haben wir doch alle mit Staunen diese Satellitenbilder von China und Italien angeschaut, die die Abnahme der Treibhausgasemission durch den Einbruch der Produktion verursacht hat. Das gab uns doch allen Hoffnung: Kann diese Krise jetzt bei allen grauenhaften Folgen wenigstens einen positiven Effekt auf den Klimawandel haben? Ein paar Monate später geben uns die Messwerte schon eine Antwort:

Die Daten lügen nicht

Wenn man sich die Konzentration von Treibhausgasen wie CO2 in der Atmosphäre über die letzten Jahrzehnte anschaut, so sieht man, wie gleichmäßig diese ansteigt. Genau das ist es, was den Klimawandel antreibt und was durch uns Menschen bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe verursacht wird:

Die Kurve zeigt dabei aber auch starke, jährliche Schwankungen: Diese haben natürliche Ursachen. CO2 wird von Pflanzen, dem Erdboden und sogar dem Meer aufgenommen und abgegeben. Das schwankt allerdings über das Jahr hinweg und verursacht diese Oszillation. Trotzdem sieht man deutlich, dass das Niveau unabhängig davon stetig steigt und dass jedes Jahr neue Rekordlevel erreicht werden. Diesen Trend sieht man seit Erfassung der Daten.

Man würde jetzt erwarten, dass man in den Messungen für die ersten Monate dieses Jahres einen deutlichen Knick sieht, verursacht durch den Lockdown und die daraus resultierten geringeren Emissionen. Aber in dieser Kurve sieht man nichts dergleichen. Stattdessen hat die atmosphärische CO2-Konzentration in den letzten Monaten wieder neue und nie zuvor erreichte Höhen erreicht mit dem Rekord von 417.07 ppmV im Mai auf der ältesten Messstation Mauna Loa in Hawaii [1,2].

Der Grund dafür ist einfach: Wegen der starken natürlichen Variation der CO2-Konzentration fällt der Abfall der letzten Monate gar nicht auf, er ist im Vergleich einfach zu gering. Würde die Emission von nun an auf dem geringeren Niveau bleiben (oder gar weiter sinken), könnten wir aber innerhalb weniger Monate beobachten, dass die Kurve als ganzes weniger stark ansteigt. Das wäre eine Trendwende, die wir aber wohl nicht beobachten können, da die Emissionen schon längst wieder ansteigen. Dafür wäre eine bleibende Umstellung nötig, nicht nur ein kurzes Innehalten.

Hat die Coronakrise einen bleibenden Effekt auf den Klimawandel? Die Daten sagen nein, in der CO2-Konzentration ist der Einbruch durch den Lockdown nicht einmal zu erkennen. Und schon längst steigen die Emissionen wieder an.
Photo by Markus Spiske on Unsplash

Die Konsequenz hieraus ist sogar noch beängstigender als COVID-19

Erinnert ihr euch noch, wie wir uns Anfang dieses Jahres um süße Koalas und Kangurus gesorgt haben, die in so großen Zahlen den Flammen zum Opfer fielen? Fühlt sich jetzt ja endlos lange her an…

Die Waldbrände in Australien im Sommer 2019/2020 waren nur ein Beispiel dafür, was uns blüht, wenn wir den Klimawandel nicht stoppen – und zwar schnell. Der Anstieg atmosphärischer Treibhausgase hat aufgrund des Treibhauseffektes zum Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um schon etwa 1 °C geführt. Und wie es aussieht, wird das in den nächsten Jahrzehnten nur mehr werden [3]. Die Folge sind schmelzende Gletscher, ein steigender Meeresspiegel und insgesamt viel extremeres Wetter mit Hitzewellen und Dürren.

Während wir beim Coronavirus auf eine Impfung in den nächsten (hoffentlich wenigen) Jahren hoffen dürfen und danach das Leben quasi wieder wie früher sein kann, gibt es für den Klimawandel keine Impfung und keine so einfache Lösung. Umso wichtiger ist es, weiter etwas dagegen zu tun, denn die Konsequenzen werden uns alle und alle kommenden Generationen treffen.

Schon jetzt können wir zuschauen, wie Bäume jedes Jahr früher blühen und wie sich Tiere in neue Regionen ausbreiten, in denen sie zuvor nie gesehen wurden. So kam es auch zum Auftauchen der “Mörderhornissen” in den USA, die dort wohl dank des Klimawandels jetzt einen Lebensraum finden könnten [4]. Selbst hier in Deutschland sehen wir nun das dritte Jahr mit schwerer Dürre in Folge, ein deutliches Zeichen des Klimawandels. Die Zeichen werden immer deutlicher, aber die Bedrohung bleibt schwer zu begreifen. Umso wichtiger ist es für uns, unseren ökologischen Fußabdruck jetzt zu senken und auch andere zum Handeln zu bewegenGerade die Machthaber der Politik, das macht unsere Stimme jetzt wichtiger denn je!

Seht ihr die Folgen des Klimawandels auch schon in eurem Alltag?

References:
[1] https://www.cliccs.uni-hamburg.de/de/about-cliccs/news/2020-news/2020-05-18-co2-konzentration-corona.html
[2] https://www.esrl.noaa.gov/gmd/ccgg/covid2.html
[3] https://climate.nasa.gov/effects/
[4] https://www.eenews.net/stories/1063082699

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