Mikroplastik ist ein riesiges Problem für die Umwelt: Man findet die Kleinstteilchen aus Plastik mittlerweile nicht mehr nur im Meer und in Meerestieren, sondern auch überall in der Luft, die uns umgibt [1]. Wenn die Fasern klein genug sind, können wir sie sogar einatmen – das führt neben anderen schlimmen Folgen auch zu Entzündungen der Lunge [2]. Textilien sind dabei der größte Verursacher von Mikroplastik im Meer [3] – aber warum und was kann man dagegen tun?
Warum unsere Kleidung Plastik enthält
Mittlerweile besteht schätzungsweise 63 % aller neu hergestellten Kleidungsstücke aus Plastik [4]. Die synthetischen Fasern haben deutliche Vorteile:
- Sie sind haltbarer als Naturfasern und widerstehen so äußeren Einflüssen wie Feuchtigkeit und Licht besser.
- Sie geben Kleidung gute Eigenschaften: So erlauben sie Stretching und können wasser- und Flecken-abweisend gemacht werden.
- Sie können einfach gefärbt werden.
- Sie lassen sich viel günstiger produzieren als natürliche Textilien.
Gerade der letzte Punkt macht synthetische Materialien so attraktiv für die globale Textilindustrie: Synthetische Fasern lassen sich einfach durch das Aufschmelzen von Plastikpellets herstellen, welche wiederum aus Rohöl gemacht werden. Das ist erheblich günstiger als beispielsweise Baumwolle anzubauen, zu ernten, säubern und zu spinnen.
Wie Mikroplastik aus Kleidung in die Ozeane kommt
Das größte Problem synthetischer Fasern (neben ihrer Produktion aus Rohöl, was schon umweltbelastend ist) ist das Waschen: In der Waschmaschine wird die Faser mechanisch und chemisch angegriffen. Davon wird sie spröde und verliert kleine Bruchstücke [3]. Diese Bruchstücke werden ausgewaschen, landen im Abwasser und geraten von da in die Meere – und unser Trinkwasser.
Pro Kilogramm einer Waschladung landen unfassbare 640.000 bis zu 1.500.000 Mikrofasern im Abwasser [3]. Da diese Fasern sehr klein sind, werden sie auch in der Abwasserwiederaufbereitung nicht herausgefiltert. Stattdessen bleiben sie im Wasserkreislauf, geraten in die Ozeane und bedrohen die Wasserlebewesen. So kommt das Mikroplastik dann auch in unsere Nahrung!

Welche Textilien sind aus Plastik?
Die folgenden synthetischen Materialien werden am häufigsten in der Textilbranche eingesetzt:
- Polyester
- Nylon
- Acryl
- Viskose (auch bekannt als Rayan)
- Fleece (und Mikrofleece)
- Elastan (auch bekannt als Lycra, Spandex)
All diese Stoffe sind aus verschiedenen Arten von Plastik gemacht und tragen daher zum Problem mit Mikroplastik bei.
Was sind gute Alternativen?
Es gibt viele alternative Materialien, die nicht unser Wasser verschmutzen:
- Baumwolle
- Seide
- Hanf
- Leinen
- Jute
- Wolle (auch Cashmere, Alpaka- oder Kamelwolle)
- Leder
Für strikte Veganer kommen natürlich nur die ersten fünf in Frage, da nur sie Pflanzen-basiert sind. Aber auch Wolle und Leder können gute Alternativen zu synthetischen Materialien sein aufgrund ihrer guten Eigenschaften. Hier solltest du allerdings auf verantwortungsvolle Landwirtschaft achten.
Was du noch tun kannst
Plastik in Kleidung zu vermeiden ist nicht einfach – aber es wird einfacher. Da das Thema immer bekannter wird, achten jetzt mehr und mehr Hersteller auf nachhaltige Kleidung. Trotzdem muss man beim Einkauf genau auf die Etiketten schauen, ob die Teile auch wirklich nur aus nachhaltigen Materialien gefertigt wurden. Denn auch recyceltes Plastik wie in ECONY (Nylon gemacht ausschließlich aus Plastikmüll und Geisternetzen) ist hier keine Lösung: Denn auch diese geben Mikrofasern ab und tragen so zum Problem von Mikroplastik im Meer bei!
How to: Tipps zur Reduktion von Mikroplastik aus Kleidung
- Achte beim Einkauf ganz genau auf die Etiketten. Kaufe nur natürliche Materialien, wann immer möglich.
- Vermeide auch recyceltes Plastik.
- Wasch deine synthetischen Kleidungsstücke genau wie vorgeschrieben: Zu heiss oder zu mechanisch anspruchsvoll erhöht die Beschädigung der Fasern weiter und führt daher zu noch höherer Mikroplastikabgabe [5].
- Nutze einen speziellen Waschbeutel für die synthetischen Materialien: Es gibt diese mittlerweile zu kaufen. Darin kann man zumindest einen Teil der Fasern einfangen, die man dann auch im Beutel zurückbleiben sieht. Auch Filter für Waschmaschinen können hilfreich sein.
- Benutze deine synthetischen Kleidungsstücke so lange wie möglich. Studien [3] zufolge geben sie gerade bei den ersten Wäschen viele Partikel ab, nach 4-5 Wäschen aber schon deutlich weniger. Je länger du sie also benutzt, umso weniger schädlich sind sie.
Weniger Kleidung zu kaufen ist ja auch generell ein guter Rat, da der Großteil unserer Kleidung unter menschenunwürdigen Bedingungen produziert wird. Was sind deine nachhaltigen Lieblingsmarken? Hast du andere Tipps zur Vermeidung von Mikroplastik?
References:
[1] https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0269749116312325
[2] https://hal-enpc.archives-ouvertes.fr/hal-01665768/document
[3] https://www.nature.com/articles/s41598-019-43023-x
[4] https://friendsoftheearth.uk/plastics/microfibres-plastic-in-our-clothes
[5] https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0269749117309387