Veganuary: Ist vegan leben klimafreundlich?

Es ist wieder diese Zeit im Jahr, in der die meisten von uns ein paar Kilos abnehmen wollen und Social Media uns mit schön präparierten Bildchen wunderbarer veganer Mahlzeiten überflutet: Es ist Veganuary! Die Challenge des Veganuary, des wohl prominentesten Beispiels für eine Januar-Challenge zum Erlernen neuer Gewohnheiten, ist es, sich einen ganzen Monat lang strikt vegan zu ernähren. Damit soll die vegane Lebensweise und ein Wandel in der Gesellschaft bepriesen werden. Die vegane Lebensweise soll nicht nur gesünder sein, sondern vor allem auch besser fürs Klima und die Umwelt. Aber ist das wirklich so? Schauen wir es uns doch mal genauer an!

Der ökologische Fußabdruck von tierischen Erzeugnissen

Der Hauptgrund für das gute Image der veganen Ernährung als klimaschonend ist das schlechte Image von tierischen Erzeugnissen: Diese haben einen sehr starken, negativen Einfluss auf das Klima. Wenn man sich die Freisetzung von Treibhausgasen bei der Produktion von Lebensmitteln ansieht, erweist sich die von tierischen Produkten als erheblich schädlicher als die von Pflanzen (wie beispielsweise Weizen):

Für die gleiche Menge an freigesetzten, klimaschädlichen Gasen kann man entweder 1 kg Rindfleisch, 6 kg Schweinefleisch oder 14 kg Geflügel erzeugen – oder eben stolze 113 kg Weizen [5,6]! Auch, wenn man den Bedarf an Land und Wasser bei der Produktion betrachtet, ist die Erzeugung tierischer Erzeugnisse wesentlich Ressourcen-aufwändiger als die der meisten Pflanzen [1,2,3]. Mehr dazu in meinem speziellen Artikel zu diesem Thema hier!

Das kann man so für die meisten anderen Gemüse berechnen. Da wir die Kalorien von Gemüse direkt konsumieren, ist dies nahezu immer besser für die Umwelt als sie erst an Tiere zu verfüttern, nur um dann Produkte aus dem Tier zu erzeugen und zu konsumieren.

Die Effizienz tierischer Erzeugnisse ist geringer, da sie so viel aufwändiger hergestellt werden. Man benötigt erheblich mehr Ressourcen, um Tiere zu halten und zu füttern, bis diese als Fleisch gegessen werden können. Eier und Milch sind zwar etwas besser, da Tiere diese effizienter herstellen können als sie Muskeln für Fleisch ansetzen. Trotzdem können sie nicht mit den Pflanzen-basierten Ersatzerzeugnissen mithalten.

Deswegen ist es so vorteilhaft für die Umwelt und das Klima, weniger Fleisch zu essen oder sich ganz vegan zu ernähren. Studien zufolge gehört beides zu den effektivsten Wegen, den persönlichen ökologischen Fußabdruck zu senken [4]! Aber ist eine vegane Ernährung deswegen immer umweltfreundlicher und nachhaltig?

Veganuary: Ist vegan leben auch klimafreundlich?
Es ist wieder diese Zeit im Jahr, in der die meisten von uns ein paar Kilos abnehmen wollen und Social Media uns mit schön präparierten Bildchen wunderbarer veganer Mahlzeiten überflutet: Es ist Veganuary! Die Challenge des Veganuary, des wohl prominentesten Beispiels für eine Januar-Challenge zum Erlernen neuer Gewohnheiten, ist es, sich einen ganzen Monat lang strikt vegan zu ernähren. Damit soll die vegane Lebensweise und ein Wandel in der Gesellschaft bepriesen werden. Die vegane Lebensweise soll nicht nur gesünder sein, sondern vor allem auch besser fürs Klima und die Umwelt. Aber ist das wirklich so? Schauen wir es uns doch mal genauer an!
Photo by Jon Tyson on Unsplash

Ist die vegane Ernährung immer nachhaltiger und umweltfreundlicher?

Ganz generell kann man das sicher bejahen, aber es gibt da schon spezielle Ausnahmen. Gerade, wenn wir die Pflanzen-basierten Ersatzprodukte wie Pflanzenmilch oder Fleischersatz betrachten, sind die immer klima- und umweltfreundlicher als ihre tierischen Gegenspieler. Aber wenn man genauer hinschaut, ist auch die rein vegane Ernährung nicht immer unproblematisch:

  • Der Transport von veganen Lebensmitteln kann sehr kritisch sein, besonders für exotische oder nicht-saisonale Früchte und Gemüse. Sobald diese nämlich per Luftfracht über große Entfernungen zum Beispiel aus Südamerika oder Afrika importiert werden, steigt die Emission von Treibhausgasen für diese Lebensmittel rasant an. Berühmtes Beispiel hierfür ist der ganzjährig verfügbare peruanische Spargel. Um diesen zu importieren, wird 54% seines Energiebedarfs über den gesamten Lebenslauf des Produktes erzeugt. Dadurch wird der Spargel aus Peru in einer groß angelegten Studie zum Umwelteinfluss von Lebensmitteln das Produkt mit dem mit Abstand größten Energiebedarf [7]. Ähnlich schwierig ist es z.B. mit importierten Melonen, da diese aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichtes sehr aufwändig im Transport sind.
  • Die Produktion selbst ist auch relevant: Je nach Klimabedingungen kann der Anbau gewisser Pflanzen sehr ungünstig sein und mit großem Energie-, Land- oder Wasserbedarf einhergehen. Avocados sind ein berühmtes Beispiel hierfür, da sie in Ländern angebaut werden, in denen Wasser knapp ist, und ihre Produktion viel Wasser benötigt [8]. Cashewnüsse und Mandeln sind ähnlich kritisch [9]. Der Anbau von Gemüse und Früchten in (beheizten) Gewächshäusern ist daher auch weniger umweltfreundlich als die Produktion lokaler Produkte, die ohne zusätzlichen Aufwand auf dem Land angebaut werden können.
  • Die Weiterverarbeitung von Lebensmitteln kann ebenso einen großen Beitrag haben, zum Beispiel im Fall von Kartoffeln die Verarbeitung zu Pommes und Chips: Dadurch werden erhebliche Mengen von Energie verbraucht [7].

Wegen dieser Einflüsse auf die Produktion von Lebensmitteln ist es auch mit einer voll veganen Ernährung möglich, einen größeren ökologischen Fußabdruck als der durchschnittliche Flexitarier oder gar Fleischliebhaber zu haben! Es kommt eben immer auf die Zusammensetzung der Ernährung an. Wenn die vegane Ernährung sich auf importierte und Ressourcen-aufwändige Produkte beschränkt, ist sie sicherlich nicht klima- oder umweltfreundlich!

Was ist also eine nachhaltige, bezahlbare und gesunde Ernährung?

Um den Einfluss von Transport und Produktion zu minimieren, stellt das Essen von saisonalen und lokalen Lebensmitteln die einfachste und effektivste Strategie dar: Diese Früchte und Gemüse sind am umweltfreundlichsten und üblicherweise auch noch ziemlich günstig! Natürlich ist es generell sinnvoll, weniger Fleisch zu essen oder auf Tierersatzprodukte umzustellen, um den Einfluss der Ernährung aufs Klima zu mindern. Und für die Gesundheit ist eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung eh am sinnvollsten. Als Daumenregel lässt sich also zusammenfassen, dass eine vegane Ernährung mit besonders wenig importierten Produkten der beste Weg ist.

Machst du dieses Jahr auch beim Veganuary mit? Oder hast du andere gute Vorsätze fürs neue Jahr? Schreib einen Kommentar!

References:
[1] https://www.boell.de/de/2015/01/08/futtermittel-viel-land-fuer-viel-vieh
[2] https://www.pnas.org/content/pnas/111/33/11996.full.pdf
[3] https://pdfs.semanticscholar.org/b7bd/ac7e17929013b428930f5b1f983cc36f3f84.pdf
[4] https://doi.org/10.1088/1748-9326/aa7541
[5] https://doi.org/10.1016/j.anifeedsci.2011.04.058
[6] https://doi.org/10.1071/CP11191
[7] https://doi.org/10.1016/j.scitotenv.2019.04.424
[8] https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0959652620349611
[9] https://science.sciencemag.org/content/360/6392/987.long

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